Wieso ist das Thema der Fotoreportage interessant für Sie?
- Gesellschaftliche Relevanz: Erfahren Sie, wie internationale Konflikte lokale Gemeinschaften spalten und welche emotionalen Reaktionen in der deutschen Gesellschaft entstehen
- Journalistische Ausgewogenheit: Verstehen Sie, wie professionelle Fotoreportagen auch bei kontroversen Themen alle Seiten respektvoll dokumentieren, ohne zu polarisieren
- Dokumentation für die Geschichtsschreibung: Lernen Sie den Wert authentischer Bildberichterstattung kennen, die gesellschaftliche Stimmungen und Entwicklungen für kommende Generationen festhält
Fotojournalismus in Krisenzeiten: Zwischen Objektivität und menschlicher Anteilnahme
Der Konflikt zwischen Israel und Gaza ist ein ziemlich schweres Thema. Nicht nur, weil die Geschichte und ihre Zwischenfälle hoch komplex sind, sondern auch weil die Gegenwart uns herausfordert. Während das Massaker der Hamas von 7. Oktober 2023 zweifelsohne zu den schwerwiegendsten Angriffen auf den jüdischen Staat seit dessen Gründung zu zählen ist, erkennen mittlerweile immer mehr Völkerrechtler*innen das Vorgehen der IDF auf Grundlage von Regierungsentscheidungen als Völkermord an.
Dass ein solches Thema die Gemüter spaltet, ist selbstverständlich, auch weil die Bundesrepublik Deutschland sich in offiziellen Verlautbarungen bislang nicht klar dazu positioniert hat. Auch in Thüringen spielt der Krieg im Nahen Osten eine Rolle. Diskussionen und Demonstrationen sind Regelmäßigkeit geworden, oft stehen sich die Seiten unversöhnlich gegenüber, statt das Leid der anderen anzuerkennen und für eine humanitäre Intervention zu werben.
Dokumentation gesellschaftlicher Spannungen in Jena
Bereits einige Zeit nach dem Ausbruch des Krieges hatte ich eine Kundgebung besucht und eine Fotoreportage angestrengt. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und was der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, auf einer Kundgebung vor einer Diskussion der Denkfabrik Schalom Aleikum am Tag nach dem 7. Oktober äußerte, ist eingetreten: Die Bilder haben sich geändert und die (deutsche) Solidarität mit der israelischen Regierung hat Risse bekommen.
Bei einer Kundgebung unter dem Titel Die rote Linie ist überschritten am Holzmarkt in Jena habe ich nun erneut Fotos aufgenommen. Ich traf dort Menschen, die um ihre Zugehörigen trauerten, die vom Leid und Hunger der Menschen in Gaza wussten und teils keine Ahnung hatten, ob ihre Lieben dort noch am Leben sind. Auf der anderen Seite traf ich Deutsche, die sich solidarisch mit dem Staat Israel nannten, die gelbe Schleife der Geisel-Solidarität zeigten und auf ein Nie wieder hofften.
Bedeutung für lokale und internationale Medien
Für die Fotoagentur IMAGO Images hielt ich die eindrücklichen Szenen fest. Ich versuchte, den Ausgleich zwischen den Seiten zu finden und zugleich die Empathie nicht verloren gehen zu lassen. Was dieser Eintrag in meinem Tagebuch macht? Er war mir wichtig, das Thema ist mir wichtig, die Menschen sind mir wichtig, die Menschen im Land Israel wie auch die Leidenden und Sterbenden in Gaza. Ein Nie wieder muss weltweite Gültigkeit haben.



