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Ein persönlicher Kommentar

Wir schreiben das Jahr 2023. Der Zweite Weltkrieg ist seit fast 80 Jahren vorbei und auch die Herrschaft des Nationalsozialismus ist überwunden. Menschen ließen sich mittels „Persilscheinen“ in den Jahren nach der Schreckensherrschaft entnazifizieren.

Viele große Unternehmen, die auch im sogenannten „Freundeskreis Reichsführer SS“ vertreten waren produzieren inzwischen (wieder) Sportwagen, Puddingpulver oder E-Bike-Akkus und die Nazizeit scheint mehr als Schatten denn als vollkommene Dunkelheit. Trotzdem stehen wir fast täglich den perfiden Idealen der ausgemachten Menschenfeindlichkeit der selbsternannten „Herrenrasse“ gegenüber. Wenn ein Mann mit Dackelkrawatte im Bundestag in Berlin dazu aufruft, man müsse den politischen Gegner „jagen“ oder ein Zusammenschluss von Sozialverbänden gemeinsam eine Zeitungsseite kauft, um auf die Gefahr für Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen – wenn eine selbsternannte Alternative mehr noch als „nur“ ein parlamentarisches Mitbestimmungsrecht bekommen sollte.

Umso entsetzlicher ist es, dass sich zeitgleich Politiker mit sogenannten „Jugendsünden“ in das mediale Kreuzfeuer drängen. Was ist eine Jugendsünde? Mit dem Moped durchs Naturschutzgebiet fahren. Nach der Kirmes das Waschbecken mit der Toilette verwechseln. Ein hübsches Schnapsglas in einer Wirtschaft stehlen. Lässt sich alles darunter verbuchen.

Ein Schmierblatt anzufertigen, in dem hochgradig antisemitische und vollendet-geschmacklose Aussagen stehen oder Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder anderen Eigenschaften zu beleidigen und diskreditieren, sind es auf jeden Fall nicht. Es stimmt einen nachdenklich, dass in diesen politisch brisanten Zeiten, in denen Geschichte sich in neuer Form zu wiederholen droht (und damit meine ich nicht nur die für 2036 geplante Olympiade in Berlin), einem solchen Verhalten kein Einhalt geboten wird. Antisemitismus und Menschenhass dürfen keinen Platz haben. Sie sind keine Meinung, sie sind ein Angriff auf unsere Demokratie – und erstrecht sind sie keine Jugendsünde.
© 2024 PPBraun – Journalist und Fotograf aus Erfurt in Thüringen - Nachrichten und Fotografie aus einer Hand