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eine figur der heiligen barbara mit krone und kelch

Bergbau ist ein schwieriges Thema. Oftmals – zumindest in der Theorie – mit Dreck und Abfall, enormen Umwelteinflüssen, Grundwasserproblemen und vielem anderen verbunden, ist er (häufig zu Recht) immer wieder in der Kritik. Mit der Entscheidung, den Ort Lützerath abzubaggern und einem Versuch, den Hambacher Wald zu fällen, kam Bergbau auch in den vergangenen Jahren in Deutschland immer wieder in negative Schlagzeilen. Klima- und Umweltschutz müssen uns mehr wert sein als billige und schnelle Energie. Davon bin ich überzeugt.

 

Dennoch arbeite ich (sehr gern) für eine Junior Mining Company. Seit Mai 2022 habe ich bei der Südharz Kali GmbH einen festen Platz im Erfurter Büro und mit meinem Namen auch unter den Pressemitteilungen des Unternehmens. Die Geschichte dazu ist schnell erzählt: Die jetzige Geschäftsführerin von Südharz und Regionaldirektorin der Muttergesellschaft, Southharz Potash Ltd., Babette Winter kenne ich schon einige Zeit. Während sie als Staatssekretärin für Europa und Kultur in der Thüringer Staatskanzlei (TSK) in Erfurt arbeitete, durfte ich sie regelmäßig für das Pressereferat begleiten. Wir aßen gemeinsam Bierdosen-Hähnchen auf Schloss Kannawurf und schauten uns in Mühlhausen einen Boxkampf an.

Deutsch-französische Partnerschaften und freie Mitarbeit

Auch nach ihrer Zeit in der TSK blieben wir im losen Kontakt, sprachen über den deutsch-französischen Partnerschaftsverein, den sie mitbegründete und einiges mehr. Um Ostern 2022 bekam ich dann eine Nachricht, ob wir uns nicht einmal verabreden könnten, um über ein neues Projekt zu sprechen. Einen Monat später verhandelten wir über eine Kooperation, die mich schlussendlich zum Verantwortlichen für Medien und Kommunikation der Südharz Kali GmbH machte – alles auf freiberuflicher Basis, versteht sich.

 

Inzwischen bin ich gut anderthalb Jahre dabei und habe schon eine Menge gelernt. Ich weiß endlich, was Teufe heißt (und dass das nichts mit dem Beelzebub zu tun hat), ich kann Kali und Natriumchlorid unterscheiden und kenne die Heilige Barbara als Schutzpatronen der Bergleute. Sie ist es auch, die mir den Anlass dieses Tagebucheintrags gibt, denn der 4. Dezember ist traditionell der Barbaratag, welcher von Bergleuten in aller Welt (und natürlich auch in Nordthüringen) feierlich begangen wird. Dazu gibt es große Versammlungen, gutes und deftiges Essen und wer sich besonders um den Bergbau engagiert, der bekommt sogar ein Arschleder verliehen.

Das erste Thüringer Salz liegt neben dem letzten

So wie Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident, welcher sein Arschleder 2017 bei der NDHE-Deusa in Bleicherode bekam. Damals war ich dabei, durfte ihn begleiten und einige spektakuläre Fotos machen. Eins davon mag ich bis heute sehr gern: Die Silhouette eines Bergmanns. Bodo Ramelow hat seine eigene Geschichte mit dem Bergbau in Nordthüringen. Sie beginnt mit dem Hungerstreik von Bischofferode und hält bis heute an, indem ein Stück Kali aus einer Bestätigungsbohrung der Südharz Kali neben dem letzten geförderten Salz des Werks in Bischofferode liegt; in seinem Büro in der Thüringer Staatskanzlei.

 

Dennoch soll es hier nicht um den Ministerpräsidenten gehen, sondern um mich und meinen Bezug zum Abbau von wertvollen Ressourcen.
Schon als Kind faszinierte mich Bergbau. Wenngleich ich keinen familiären Bezug dazu habe, so ging es bei allen möglichen Gelegenheiten unter die Erde. Ich fuhr mit meinem Vater in eine stillgelegte Wismut-Grube ein, besichtigte zahllose Tropfsteinhöhlen (etwa in Kittelsthal, dem Kyffhäuser oder die Saalfelder Feengrotten) und durfte in Hallstadt in Österreich auf einer Rutsche in das wohl älteste Salzbergwerk der Welt. Dass sich ausgerechnet hier meine Begeisterung für antike Geschichte (siehe Hallstatt-Kultur), meine Freude an gutem Salz und die Faszination fürs Unterirdische verbanden, ist bis heute eines meiner schönsten Bildungserlebnisse.

Angesichts der weltweiten Umstellung auf erneuerbare Energien und der Digitalisierung unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften dürfte die Nachfrage nach einigen dieser kritischen Rohstoffe in den kommenden Jahrzehnten rasch steigen. Die weltweite Nachfrage nach Lithium, das für die Herstellung von Batterien für Mobilität und Energiespeicherung verwendet wird, dürfte bis 2050 um das 89-Fache steigen. Die EU-Nachfrage nach Seltenen Erden, aus denen Dauermagnete für Windturbinen oder Elektrofahrzeuge hergestellt werden, wird bis 2050 voraussichtlich um das Sechs- bis Siebenfache steigen. Die Nachfrage in der EU nach Gallium, das zur Herstellung von Halbleitern verwendet wird, dürfte bis 2050 um das 17-Fache steigen.

Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung eines Rahmens zur Gewährleistung einer sicheren und nachhaltigen Versorgung mit kritischen Rohstoffen

Südharz Kali und Southharz Potash

Die Südharz Kali GmbH, besser gesagt ihre Vorgänger-Unternehmen, ist allerdings schon um einiges älter als die Verordnung der EU, in der auch Kali selbst gar nicht namentlich erwähnt wird. Schon vor mehr als fünf Jahren kamen Menschen aus Australien auf die Idee, das Heimatland des Kali-Bergbaus wiederzubeleben und nach Rohstoffen zu suchen. Eine dichte Datenlage durch teils mehr als 100 Jahre alte Bohrungen im Südharz machte dies noch ein gutes Stück leichter. Mit zwei Probebohrungen bestätigte sich: Die Lagerstätte im Ohmgebirge ist höffig (eine weitere Bergbau-Vokabel, die ich gelernt habe).

Auch damit ist das Projekt vom Neubeginn des Bergbaus im Südharz ein ganzes Stück greifbarer. Und es ist für mich eine gute Möglichkeit, meinen geisteswissenschaftlichen Horizont zu erweitern und an einem Projekt für die Zukunft zu arbeiten – einem Bergbau des 21. Jahrhunderts eben.
Was ich dabei einbringen kann? Meine Begeisterung für das Untertägige, meine fließenden Englisch-Kenntnisse und der Spaß, neue Dinge zu entdecken und immer wieder etwas mehr zu lernen.

Über die Heilige Barbara

"Barbara, […], wird von ihrem Vater, dem reichen Diskuros von Nikomedien, um ihre Unberührtheit zu bewahren, in einem Turm eingeschlossen. Ausführlich berichten die Legenden von ihrer Schönheit, ihrem scharfen Verstand, ihren Studien und wie sie die Eltern gefragt habe, ob die Götter Menschen gewesen und warum man diese und nicht eine unsterbliche Gottheit anbete. […] Vom 14. Jh. An ist sie eine der beliebtesten und am häufigsten dargestellten Heiligen: gekrönt, den Kelch mit der Hostie darüber tragend, und einen Turm neben sich; […]. Auch gegen Unwetter und Feuersgefahr angerufen, wird sie vom 18. Jh. An Patronin der Bergleute, Glöckner, Architekten und Artilleristen."

Keller, H. (1996). Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten: Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. Stuttgart: Philipp Reclam. S 71f

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