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ein kaputtes buch

Geschäftsidee für grüne Zukunft: Die Baumpaten Thüringen

Er ist dick. Er ist groß. Er hat eine riesige Krone. Er ist inzwischen weit über 100 Jahre alt. Alles das, was dieser Baum im Gothaer Schlosspark vorweisen kann, davon können die kleinen Setzlinge im Thüringer Wald nur träumen. Und dennoch ist es für Curtis Schüßler und Martin Zink - beide sitzen an diesem Nachmittag unter der Eiche in Gotha - ein Herzensanliegen, dass auch ihre Bäumchen irgendwann einmal die Stattlichkeit des Schlosspark-Baumes zeigen können. Dafür haben sie die Baumpaten Thüringen gegründet und waren mit ihrem innovativen Start-up für den Zukunftspreis 2022 nominiert.

Doch von Anfang an. Curtis Schüßler und Martin Zink kennen einander schon seit langer Zeit. Oder wie man in der Sprache von Bäumen sagen würde: Seit vielen Jahresringen. Sie lernten sich in der Ausbildung zum Automobilkaufmann kennen, studierten anschließend beide Betriebswirtschaftslehre und liefen sich dann auch im beruflichen Kontext immer wieder über den Weg. Dass beide seit ihrer Ausbildung auch eine Freundschaft verbindet, ist vor dem Hintergrund der persönlichen Geschichte nur nachvollziehbar.

Die Frage nach dem Wofür?

Als Curtis Schüßler im Sommer 2021 Vater wurde, begann aber die große Frage des Lebens aufzukommen: Wofür lebt er eigentlich und in welche Welt entlässt er einmal sein Kind? „Das war damals echt eine herausfordernde Zeit und ich suchte so etwas wie den Sinn meines Handelns", erinnert er sich heute. Den Sinn fand er bei einem Blick in den Thüringer Wald. Stürme, Trockenheit und Schädlingsbefall hatten diesem bereits enorm geschadet. Immer mehr tote, braune Flächen zeigten sich in dem sonst so grünen Herzen Deutschlands.

Im Gespräch mit Freund Martin kamen die beiden dann auf eine Idee: Ein Patenschaftsmodell für Thüringer Bäume. Persönlich und direkt sollten Menschen die Möglichkeit bekommen, sich für die Natur und ihre Erhaltung einzusetzen - und das sogar einfach vom Sofa oder Schreibtisch aus. Eine einzigartige Sache. Denn während andere Unternehmen die Aufforstung des Regenwaldes im Austausch mit Getränkekästen anbieten oder bestehende Waldgebiete an einem anderen Ende der Erde kaufen, um sie dann zu erhalten, wollten die beiden Thüringer einen Mehrwert in ihrer Heimat schaffen. Doch die Anfänge des jungen Unternehmens, das beide in einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts firmierten, waren holperig - wie viele moderne Start-Ups.

Von zu Hause aus kaufen, im Wald pflanzen

Das Prinzip hinter dem Baumpaten-Projekt ist denkbar einfach: Menschen kaufen online die Patenschaft für einen Baum, der wird dann durch Waldbesitzer im Rahmen einer Wiederaufforstung in den Pflanzsaisons - jeweils Frühjahr und Herbst - eingepflanzt. Doch was unkompliziert klingt, das brauchte viel Entwicklungsarbeit. Eine Blaupause dafür gäbe es nicht, meint Zink und Schüßler erinnert sich: „Ich habe in der Anfangszeit immer nachts am Onlineshop gebaut. Da hat das Baby geschlafen und ich hatte die nötige Ruhe dazu." Als dann, kein halbes Jahr nach der Unternehmensgründung Ende 2021, ein Auftrag über 700 Samen-Tütchen kam, hieß das lange Tage für die beiden Unternehmensgründer. Händisch verpackten sie alle, schrieben individuelle Zertifikate dafür und verschickten den Kundenauftrag ganz persönlich.

„Das waren echt verrückte Zeiten, die uns aber beiden viel gelehrt haben", sagt Martin Zink. Inzwischen sind viele der Abläufe im Unternehmen automatisiert. Eine Druckerei kümmert sich um Bereitstellung und Versand der Patenschaftszertifikate, der Onlineshop ist dank entsprechender Schnittstellen gut angebunden. Lediglich das Pflanzen ist nach wie vor Handarbeit. „Wir arbeiten dafür mit einigen verschiedenen Waldbesitzern zusammen. Diese haben eine Fläche, die es dringend aufzuforsten gilt und die bereits beräumt ist. Wir stellen den Besitzern dann die Setzlinge zur Verfügung und sie bringen sie in die Erde. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", erklärt Martin Zink und betont einen enormen Vorteil, den das Baumpatenschaftsmodell im Vergleich zu einer staatlichen Förderung von Anpflanzungen biete: Waldbesitzer können selbst entscheiden, welche Gehölze auf ihrem Grund wachsen sollen. „ Das hat den Vorteil, dass auch mehr Klimastress-beständige Arten wie etwa Douglasien angepflanzt werden können. Eine Förderung gibt es für diese Pflanze allerdings nicht", sagt Zink und betont zugleich, dass alle Anpflanzungen allerdings immer vor dem Hintergrund der Natur- und Umweltverträglichkeit geprüft werden würden.

 

 

Kooperationen für mehr Ökologie

Über eine Kooperation mit dem Thüringer Waldbesitzerverband und mittels eines Portals auf der Baumpaten-Webseite finden Pflanzen und Pflanzende zusammen. „Es ist uns wichtig, dass wir eine regionale Wertschöpfung voranbringen und Menschen möglichst viel von den Bäumen in Thüringen haben. Auch wenn wir uns bewusst sind, dass die Pflanzarbeit von heute erst in einigen Jahren ihre volle ökologische Wirkung entfalten kann", sagt Schüßler.

Auch immer mehr Unternehmen sind an der regionalen Wertschöpfung und dem nachhaltigen Ansatz der Baumpaten interessiert. Sie kaufen teilweise bereits für Kunden und Mitarbeiter kleine Aufmerksamkeiten in Form von Baumpatenschaften, teilweise engagieren sie sich aber auch direkt für die Aufforstung des Waldes. „ Wir bieten Unternehmen Pflanzaktionen an, bei denen die Mitarbeitenden gemeinsam eine Fläche aufforsten können. Anschließend gibt es dann für alle einen kleinen Imbiss und das Thema Teambuilding lässt sich mit Nachhaltigkeit wirklich gut verbinden", erzählt Schüßler und Zink fügt hinzu, dass jene Pflanzaktionen bisweilen auch in Form von Netzwerktreffen stattfinden und sich auf diese Weise auch Unternehmen gegenseitig zusammenfinden. „Trotzdem geht es bei uns nicht darum, dass irgendwelche Unternehmen sich einfach grün waschen, sondern dass wir wirklich etwas für die Umwelt tun", sagt Schüßler.

Über den Zukunftspreis von IHK und HWK Erfurt: Mit der Drohne die Aufforstung voranbringen

Was bisher schon eine Erfolgsgeschichte ist, das soll aber nicht stehenbleiben, denn die Zukunft ist für die beiden Baumpaten-Chefs leuchtend grün. Die Baumpaten Deutschland sind bereits mit eigenem Onlineshop ans Netz gegangen, Unternehmen aus anderen Bundesländern interessieren sich für das Thüringer Angebot und auch die Zukunft des Pflanzens soll mittels moderner Technik eine Entwicklung erhalten, berichtet Zink: „Bisher wird in Deutschland noch genau so aufgeforstet, wie in den vergangenen Tausend Jahren. Dabei müssen Menschen mit Hacke und Spaten in den Wald und Setzlinge beziehungsweise Samen in die Erde bringen, einen Verbissschutz setzen und hoffen, dass die Pflanzen angehen. Wir entwickeln derzeit an einer Drohne, die große Flächen durch ein teilautomatisiertes Verfahren binnen kürzester Zeit mit Jungpflanzen versorgen kann. Damit würde die Aufforstung nicht nur weniger Arbeit machen, sie würde auch bedeutend schneller gehen. Und das brauchen wir in Zeiten des Klimawandels und des Baumsterbens ganz dringend."

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